Thomas Hak
Florale Strukturen
St.Walburga-Krankenhaus, Meschede
Keine Frage: Es sind Bilder, die für Gesprächsstoff sorgen. Und innerhalb des Publikums rasch polarisieren. Die einen zeigen sich fasziniert von den hellen, leuchtenden Objekten, die anderen hingegen haben Schwierigkeiten, einzelne Motive inhaltlich zuzuordnen. Doch niemand geht an ihnen vorbei, ohne einen intensiveren Blick darauf zu werfen:
Bis zum 10. Oktober 2015 werden im Foyer des St. Walburga-Krankenhauses sowie in den angrenzenden radprax-Räumlichkeiten Werke des münsterschen Malers Thomas Hak, 60, zu sehen sein. „Florale Strukturen“ hat er die aus insgesamt 29 Einzel-Stücke bestehende Schau betitelt.
Mitte der Fünfziger in Deilingen auf der südwestlichen Schwäbischen Alb (damals Württemberg) geboren, stand für ihn bereits zu Schüler-Zeiten fest, sich irgendwann der Kunst hauptberuflich zu widmen. Doch auf Wunsch des Vaters, der eine bedeutende Fossiliensammlung zusammengetragen hatte und den Fundus professionell verwaltet sehen wollte, absolvierte der Sohn zunächst ein geologisch-paläontologisches Studium, beendete dies 1982 mit dem Diplom-Abschluss. Danach schrieb er sich an der Kunstakademie Düsseldorf ein, wurde 1985 in die Klasse von Prof. Hermann-Josef Kuhna aufgenommen, war dann später dessen Meisterschüler an der Kunstakademie Münster.
Als Begründer und langjähriger Sprecher der jetzigen Ateliergemeinschaft Schulstrasse 43 in Münster machte Hak den Zusammenschluss 30 Jahre lang weit über die Grenzen der Westfalen-Metropole hinaus bekannt, erhielt für das außerordentliche ehrenamtliche Engagement von der Wahlheimatstadt Münster die Münster-Nadel überreicht. Zahlreiche Exkursionen sowie Ausstellungen führten ihn nach China, Kalifornien, Frankreich, Schweden und besonders Spanien.
Typisch für ihn: Die während der Reisen gewonnenen Anregungen bringt er häufig bereits unterwegs als erste, flüchtige Skizzen zu Papier, verarbeitet sie dann daheim unverzüglich weiter – auf der Leinwand. „ Hak verflicht “, urteilt beispielsweise sein früherer Rektor Prof. Dr. Manfred Schneckenburger, der zweimalige Kurator der Kasseler Documenta, „ mit fast traumwandlerischer Sicherheit zwei fundamentale Impulse der Malerei: konstruktive Ordnungen, das Über-, Neben- und Ineinander fester Pinselzüge, die er wie Balken einzieht. Daraus gehen ein baumeisterlicher Grundzug und große wie kleinteilige Rhythmen hervor.Neben dem Gerüst entlädt er jedoch auch ein blühendes Gerank, das die Architektonik mit einer eigenen Triebkraft sprengt und auflöst “.
aus: ‚la novia de los vientos‘, Ausstellungskatalog , Gijon 2004
Etliche der zum Teil üppigen (jeweils 180 x 140 cm), plakativ inszenierten Arrangements, auch als Triptychen, strotzen vor Dynamik: Es überwiegen darin die satten, ausdrucksstarken Töne – rot, verschiedenes gelb, grün. Oft stellt ihnen Hak zugehörige manchmal geweißte Komplementärfarben gegenüber, schafft dadurch nuancenreiche Kontraste. Generell besticht bei ihm ein harmonisches Grundbekenntnis: die Hommage (auch an Monet) an einen Kosmos voller Schönheiten. ‚Positive‘ Ausstrahlung ist daher vielen der präsentierten Exponate zueigen. So können thematisch wuchernde Landschaften dominieren – von der westfälischen Kopfweide über Mohnfelder bis zur Heckenrose, häufig jedoch kompositorisch verfremdet oder herausgehoben, zuweilen auch reichlich abstrahiert in Strudeln der Dekonstruktion oder auch in der ganzen Stille und Erhabenheit eines monochromen Motivs (‚ Sunset ‚, im Eingangsbereich). Der Anspruch dahinter ist stets der gleiche: tief im Inneren die Seele und den Verstand des Betrachters für eine Eigene Schönheit zu erreichen. Denn schon im nächsten Moment hört man die scheinbare Relativierung dagegen:
„ Damit “, stellt Hak fest, „ war und bin ich kein ‚ Gute-Laune-Maler ‚, falls es so etwas überhaupt geben kann!“ – auch bezugnehmend auf seine neuzeitliche, personenlose Kriegsinterpretation ‚ No Breda ‚ in gelb, einer weiteren Hommage diesmal an Velázques (Flur der radprax) .
Wer sich für Hak’s umfangreiches Oeuvre interessiert:
weitere Details finden sich unter http://www.thomashak.de .
Wolfgang Halberscheidt
Thomas Hak ist auch Kurator der Ausstellung „Farbiges Mehr“ des Atelier+, Münster
„Farbiges Mehr“: Neue Ausstellung im Landesshaus
Noch bis zum 18. September sind im Landeshaus des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe an der Warendorfer Straße neue Werke aus dem Münsteraner „Atelier plus“ zu sehen, zu dem sich rund 30 Künstler mit psychischen Grenzerfahrungen zusammengetan haben. „Farbiges Mehr“ ist der treffende Titel der Ausstellung, denn viele Werke beeindrucken die Betrachter mit leuchtenden Farbwelten. Thomas Hak, künstlerischerer Leiter des Ateliers und Kurator der Ausstellung, erläutert das Motto:
„Farbiges Mehr – in seiner Doppeldeutigkeit verweist das auf den Schwerpunkt Farbe in Acryl, Gouache, Öl und Buntstift. Im Kontrast dazu stehen Zeichnungen mit Kugelschreiber, Bleistift und Kohle. Wir präsentieren ein Meer neuer Arbeiten, die uns Farbe als reine Malerei in Gemälden zeigen. Die bildnerischen Dualitäten von Form und Farbe können vom Betrachter erfahren werden.“
Das Atelier+ ist aufgebaut worden auf Anregung einer kleinen Gruppe von kunstschaffenden Menschen mit psychischer Erkrankung. Diese Anregung wurde vom Förderkreis Sozialpsychiatrie e.V. aufgenommen: Das „Atelier+“ fördert das künstlerische Tun psychisch erkrankter Menschen. Es bietet Gelegenheit, das Selbstwertgefühl zu stärken und soziale Kontakte zu entwickeln. Darauf verweist das „Plus“ im Namen.
Den Förderkreis Sozialpsychiatrie e.V. gibt es seit 1971 in Münster. Er fördert die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit psychischer Erkrankung. Erreicht wird dies durch sozialpolitische Einflussnahme sowie durch den Aufbau und das Angebot integrativer, insbesondere ambulanter Hilfeformen. Der Verein ist Träger einer Vielzahl von Einrichtungen und Diensten der medizinischen, sozialen und beruflichen Rehabilitation.
Das Atelier+ wurde im Jahr 2004 eröffnet und befindet sich stadtzentral an der Bremer Straße 42. Es wendet sich in besonderer Weise an psychisch Erkrankte, die bereits über Erfahrungen in der Malerei verfügen bzw. sich selbst als Künstler definieren. Für diese ist in den späten Nachmittagsstunden das „offene Atelier“ eingerichtet. Für Personen, die erste Erfahrungen machen bzw. bestimmte Techniken erlernen wollen, werden zudem spezielle Kurse angeboten. Über 40 Personen besuchen mittlerweile regelmäßig das Mal- und Zeichenatelier.
Einige Impressionen zur Eröffnung der Ausstellung:
Atelier +
Förderkreis Sozialpsychiatrie e.V.
Bremer Str. 42
48155 Münster
http://www.muenster.org/atelier-plus







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